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Gedanken zur Übung "Stehen wie ein Baum"

 

Ein paar Gedanken für Euch zur Übung "Stehen wie ein Baum" (zhan zhuang).


„Einmal stehen ist besser als hundertmal üben“, heißt es in alten Texten zur Übung.
Sie gilt traditionell als die Basis aller Übungen der inneren Kampfkünste wie z.B. Qigong und Tai Chi.

Ohne Stehen keine Lockerheit,
ohne Stehen kein Lösen innerer Spannungen
ohne Stehen keine Verwurzelung,
ohne Stehen keine Konzentration und Ruhe,
ohne Stehen keine Bewegung, denn die Bewegung entsteht aus der Ruhe,
ohne Stehen keine Spannung in der Entspannung.

Was ist die richtige Mischung aus Entspannung und Anspannung?
Sprachlich eine gute Grundspannung.
Körperlich langsam das richtige Maß finden.

Den Unterbauch, das untere Dantian, als Zentrum und den Körper als Gesamtheit wahrzunehmen sowie ein Gefühl der Durchlässigkeit und Leichtigkeit, sind die Wegweiser auf dem Weg zu einem richtigen Maß beim Stehen.
 Mit der Zeit werden Körper und Geist stärker, zentrierter, ruhiger und beweglicher,
auch im Alltag und nicht nur während der Übung "Stehen wie ein Baum."

Zum Thema Spannungen im Körper:
Ein kleiner Indikator ist ein guter Abstand zwischen Zeigefinger und Daumen. Ist er zu groß, tendiert der Körper zur Anspannung, ist er zu klein, wird der Körper schlaff. Ein guter, gelöster Abstand spiegelt oft eine gute Grundspannung.

Überhaupt sind die Hände ein guter Indikator für den Zustand des Körpers. Sind die Hände unruhig und bewegen sich die Finger, kann das ein Zeichen für Spannung im Körper sein,
aber auch umgekehrt, ruhige Hände können den ganzen Organismus stabilisieren.

Je länger wir das Stehen kultivieren, desto besser ist die Wirkung auf Körper und Geist, erst stehen wir ein paar Minuten, dann nach achtsamen und geduldigem Üben vielleicht sieben bis zehn Minuten.
Wer schließlich länger als zehn Minuten in einer gelösten Grundspannung gut im Boden verwurzelt stehen kann,
spürt für sich, auf einem guten Weg zu sein.

Doch vor dem Gelingen der Reduktion auf die Einfachheit des Stehens
ergeben sich einige mit unserem Menschsein verbundenen typischen Hürden:

Ein paar Minuten in Ruhe zu stehen ohne fest zu werden und zu verkrampfen?
Ein paar Minuten in Ruhe zu stehen, die Spannungen zu lösen, ohne dabei in sich zusammenzusacken?
Ein paar Minuten in Ruhe zu stehen, obwohl dem Geist viele Dinge einfallen können, es doch zu lassen?

Wir stehen weiter, entspannt aber doch stabil, locker, aber nicht schlaff oder verkrampft und lassen uns immer vom Atemfluss zu einer Grundspannung, einer Wohlspannung, einer entspannten Wachsamkeit führen.
Aus der Kontinuität des Übens stellt sich ein Gefühl der Leichtigkeit ein, des Getragen- und Gehaltenwerdens.
Der Kopf findet seinen natürlichen Ort, das Becken löst sich und die Beine verwurzeln sich stabil im Boden.
Himmel und Erde verbinden sich in einer geraden Linie durch unseren Körper,
mit dem unteren Bauchraum, dem Dantian, als Zentrum.
Der ganze Körper entwickelt sich zu einer Einheit.

Was ist letztlich die Idee?
Der Körper wird zuerst locker,
dann wird er weich und geschmeidig,
schließlich werden die Leitbahnen durchlässig.
In der TCM gilt der Grundsatz, dass, wenn die Leitbahnen durchlässig sind,
die Lebensenergie Qi ungehindert fließen kann.
In der TCM ist das die Voraussetzung für einen gesunden Körper und Geist.

Also laßt uns jeden Tag einige Minuten stehen wie ein Baum,
oder wähle Dir eine andere Qigong-Übung wiederkehrend für einige Minuten täglich,
denn Qigong ist zunächst Lebenspflege und Gesundheitsvorsorge für Körper und Geist.
Qigong ermöglicht optimal, Stressfaktoren zu reduzieren und geistige wie körperliche Ressourcen zu stärken.

Und ein Körper im Wohlbefinden verbunden mit einem ruhigen Geist bildet die Basis für Meditation und geistige Entwicklung.

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